Für jedes Problem eine Lösung finden
Wilhelmshaven - Es herrscht reges Treiben im Aufenthaltsraum des Familienzentrums West. Kinder spielen in der Spielecke, Erwachsene unterhalten sich, beugen sich gemeinsam über zahllose Anträge. Vor über einem Jahr haben sich die ersten ukrainischen Familien im Familienzentrum zusammengefunden. Mittlerweile hat sich dieser Treffpunkt etabliert.
Ehrenamtliche helfen bei Behördenterminen
Im vergangenen April habe man zum ersten Mal einen Treffpunkt initiiert, um unbürokratische Hilfe zu leisten.Offen für jedermann und insbesondere für alle Belange. "Zuerst kamen 12 Frauen mit Kindern, mittlerweile sind wir bei 70 bis 80 Personen", erklärt Sozialpädagogin Gabriele Willich vom Familienzentrum West.
Fehlende Fahrräder, keine Winterkleidung oder Schwierigkeiten mit der Krankenversicherung - zusammen mit ihrem Team versucht Willich nahezu alle Probleme zu lösen. "All das würde ohne Ehrenamtliche kaum funktionieren."Mit rund zwölf Helfern und Helferinnen ist das Familienzentrum dabei gut aufgestellt. Sprachmittler der Volkshochschule, die Russisch oder Ukrainisch sprechen, helfen bei der Übersetzung. "Wir haben schnell gemerkt, dass die Geflüchteten so spezielle Fragen haben, dass wir dies ohne Sprachmittler nicht mehr leisten können." Insbesondere Behördengänge oder Telefonate wären sonst kaum möglich.
Das Team rund um Sozialpädagogin Gabriele Willich (re.) versucht bei allen Problemen eine Lösung zu finden. Ärger mit Behörden oder einfach ein offenes Ohr für die Geflüchteten, das bietet das Familienzentrum West.@ Dirk Gabriel-Jürgens
Zu wenig Deutschkurse für Geflüchtete.
Für Probleme sorge auch die geringe Anzahl an Deutschkursen. Laut Willich gebe es nicht genügend für alle und so versuche man auch dieses Problem im Familienzentrum aufzufangen. Pensionierte Lehrerinnen bringen den ukrainischen Geflüchteten in kleinen Gruppen Deutsch bei. Mittlerweile hat sich Gabriele Willich ein kleines Netzwerk aufgebaut. "Ich bin dankbar dafür, dass ich mittlerweile vieles auf dem kleinen Dienstweg erledigen lässt."
Insbesondere beim Jobcenter, Arbeitsamt oder auch bei der Stadt helfe man ihr schnell weiter. "Das Auto einer Familie ist kürzlich abgeschleppt worden, das sie natürlich dringend benötigen, auch hier konnten wir helfen." Besonders eindringlich, die Einschusslöcher seien am Auto noch zu erkennen gewesen. Neben den ahlreichen ehrenamtlichen Helfern, sei die Sozialpädagogin dankbar für die Hilfe der Wilhelmshavener. Als man vor Kurzem den Aufruf nach alten Fahrrädern gestartet habe, sei die Resonanz überwältigend gewesen. Über 200 Fahrräder seien dabei zusammengekommen, in ganz unterschiedlichen Zuständen. "Wir haben diese dann mit den ukrainischen Geflüchteten repariert, fast Tag und Nacht."
Weil die Einsammlung von alten Fahrrädern personell nicht mehr leistbar ist, kümmert sich nun die Toys Company federführend darum. Das soziale Projekt, das überwiegend von Mitarbeitern geführt wird, die vom Bürgergeld leben, holt die Fahrräderbei Spendern ab und bereitet sie auf. Neben Fahrrädern werden hier auch Spielzeug- oder Kleiderspenden verteilt. Für diese Kooperation sei Willich besonders dankbar. "Ich möchte aber betonen, dass die vier Familienzentren auch weiter für alle da sind und immer ein offenes Ohr haben."
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Kea Ulfers vom 6. Februar 2023
