Integrationsprojekte stehen vor dem Aus
Wilhelmshaven - Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund wird durch lokale Projekte aktiv gefördert. Genau diese Projekte stehen nun in Wilhelmshaven vor dem Aus. Grund sind Kürzungen beim Integrationsfonds des Landes Niedersachsen.
"Wie hoch diese ausfallen und wann mit einem neuen Budget gerechnet werden kann, darüber gibt es bisher keine verbindliche Aussage", erklärte Andreas Leonhardt, Abteilungsleiter für Beratung, Migration und Prävention im Jugendamt der Stadt, in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Dabei lief die Förderrichtlinie schon am 31. Dezember 2024 aus.
Seit 2017 gewährt das Land Niedersachsen Kommunen, die aufgrund einer überproportional hohen Zuwanderung von Schutzberechtigten einen besonders großen Teil der Integrationsarbeit des Landes zu tragen haben, Mittel für Maßnahmen und Projekte. Die Stadt Wilhelmshaven wurde jährlich mit einer Million Euro aus dem Integrationsfonds unterstützt, 2024mit 1,3 Millionen Euro. Das landesweite Budget soll nun von bisher zehn Millionen auf drei Millionen Euro gekürzt werden.
Erste Träger haben bereits Konsequenzen gezogen, so SOS-Kinderdorf Wilhelmshaven-Friesland. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Kürzungen wird das Nachmittagsangebot zur Verbesserung des Integrationsprozesses von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund zum Ende des Schuljahres 2024/25 eingestellt.
Betroffen ist auch das Integrationslotsen-Projekt des Caritasverbands Wilhelmshaven. Integrationslotsen unterstützen Menschen mit Migrationshintergrund in wichtigen Bereichen, dazu gehört auch die Hilfestellung bei Behördenangelegenheiten.
In der Stadt sind aktuell 20 Integrationslotsen aktiv. Im Schnitt betreut jeder Lotse beziehungsweise jede Lotsin drei Familien mit durchschnittlich fünf Familienmitgliedern. "Wir erreichen mit diesem Projekt durch zahlreiche weitere Veranstaltungen knapp 1500 Menschen mit Migrationshintergrund", sagt Alexander Witton, Geschäftsführer der Caritas. "Und können dadurch eine erhebliche Entlastung für unsere Migrationsberatung schaffen."
Zwar sei die Caritas frühzeitig über die drohende Mittelkürzung informiert worden. "Dennoch fehlt uns natürlich Planungssicherheit." Durch eine weitere Förderung habe es die Caritas geschafft, das Projekt zumindest bis zum Ende des Jahres zu sichern. Wie es danach weitergeht, sei unklar. "Aus eigenen Mitteln können wir dieses Projekt nicht stemmen", so Witton.
So geht es auch der Diakonie Friesland-Wilhelmshaven. Zahlreiche Projekte und Arbeitsplätze sind von den Kürzungen betroffen. Sollten keine weiteren Fördermittel bewilligt werden, müssen die Projekte eingestellt werden. "Wir können diese Maßnahmen unter keinen Umständen eigenständig finanzieren. Es ist frustrierend, denn mit den Projekten haben wir über die Zeit große Netzwerkarbeit geleistet", sagt Matthias Böcker, Geschäftsführer der Diakonie.
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Kea Ulfers vom 16. Mai 2025