Frühere Kirche ist für Familien ein Segen
Kleinkinder spielen in der früheren Taufkapelle, Mütter klönen bei einem Tee im alten Chorraum und hinten in der früheren Sakristei werden Beratungen angeboten.
So ist es Alltag im Familienzentrum West, das vor zehn Jahren in der früheren Pfarrkirche St. Ansgar im Wiesenhof nach großem Umbau eine Heimat gefunden hat - gut drei Jahre nach Eröffnung der anderen drei Häuser im Norden, Osten und Süden der Stadt.
Freuen sich auf das große Jubiläumsfest (von links): Imke Diefenbach-Janßen, Claudia Lehnort , Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte, Alexander Witton, Geschäftsführer Caritas-Verband – Dekanat Wilhelmshaven, Gabi Willich und Petra Busemann.@Dirk Gabriel-Jürgens
Am Freitag feiert das jüngste Familienzentrum in Trägerschaft der Evangelische Familienbildungsstätte Wilhelmshaven-Friesland und des Caritas-Verbands - Dekanat Wilhelmshaven, zehnten Geburtstag. Mit Empfang, großer Torte, Kinderfest - und reichlich Stolz auf das Erreichte.
"Viele unserer Angebote sind längst zu Selbstläufern geworden", sagt Gabi Willich, die neben Imke Diefenbach-Janßen von Beginn an im pädagogischen Team mitarbeitet und schon viele Menschen begleitet hat.
An manchen Tagen ist das Haus Treffpunkt für mehrere hundert Familien, weit über 152.000 Besucher zählt das Familienzentrum im Jahr, stellt etliche Angebote auf die Beine - allein und mit Partnern.
Herzstück im Sozialraum West
Unterstützung bekommen sie seit anderthalb Jahren von Petra Busemann.
"Das Familienzentrum ist eine geniale Idee", sagt sie. Die Einrichtung im Westen bleibe zudem weiterhin Segenshaus - mit seinen vielfältigen Hilfen.
Denn als Anlaufstelle bietet das Familienzentrum West weit mehr als eine offene Cafeteria oder ein Frühstücksangebot.
Es bietet insbesondere Eltern Unterstützung und ganz niederschwellig Beratung fernab üblicher Amtsstuben des Jugendamtes an.
"Die Menschen finden bei uns Antworten auf Fragen, die sie vielleicht noch gar nicht gestellt haben - das ist das Pfund, mit dem die Familienzentren wuchern können", bringt es Caritas-Geschäftsführer Alexander Witton auf den Punkt.
Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, war beim Aufbau der Familienzentren im Jahr 2010 ein völlig neuer Ansatz in der Präventionsarbeit des Jugendamtes:
Sie sind das Herzstück der sogenannten Sozialraumorientierung - einer Jugendhilfe, die sich an den Lebensbedingungen der Menschen in den Stadtteilen im Norden, Osten, Süden und Westen orientiert.
Betrieben werden sie in Kooperationen freier Träger der Jugendhilfe - im Auftrag des Jugendamtes der Stadt Wilhelmshaven.
Durch Netzwerke mit Kitas, Grundschulen, Vereinen und vielen weiteren Akteuren im Sozialraum entstehen Hilfen und Angebote - immer ausgerichtet nach dem Bedarf.
"Es gibt tolle Erfolgsgeschichten"
Es gibt offene Gruppen, Gemeinschaftsveranstaltungen mit Projektpartnern, Einzelberatungen.
Die Unterstützung setzt früh an, etwa mit dem Café Kinderwagen für Eltern und Kindern im ersten Lebensjahr.
Viel Zuspruch erhält das Familienzentrum West zudem für die Themencafés zu Erziehungs- und Gesundheitsfragen.
Der Vorteil: Bei den Veranstaltungen und beim offenen Café kommen Familien mit ähnlichen Herausforderungen zusammen.
"So können sie ein eigenes Netzwerk aufbauen und sich gegenseitig mit Ratschlägen unterstützen", sagt Willich. Wenn die Sorgen einer Familie doch größer sein sollten, kann das Pädagoginnen-Team auf Angebote im Haus verweisen - oder an entsprechende Stellen vermitteln.
"Dafür sind wir bestens vernetzt", sagt Diefenbach-Janßen.
Zuweilen entstehen aber auch völlig neue Angebote im Familienzentrum, weil Fragen der Besucher plötzlich eine Bedarfslücke aufzeigen.
Viel Raum nimmt darüber hinaus die Arbeit mit Geflüchteten ein.
Schon bei der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 war das Familienzentrum West wichtige Begegnungsstätte und Ort wichtiger Integrationsarbeit, erzählt Diefenbach-Janßen.
In der damaligen Notunterkunft war das Team zudem mit einem Spielzimmer für die Kinder vertreten.
"Viele Besucher, die bei uns Hilfe gesucht haben, sind ihren Weg gegangen - da gibt es tolle Erfolgsgeschichten", sagt Willich.
Und vermutlich wird so mancher Besucher der ersten Stunde bei der großen Geburtstagsparty dabei sein, wenn die Torte angeschnitten wird.