„Nachhaltigkeit und Armut schließen sich nicht gegenseitig aus.
Global ist die Priorität der wegweisende Aspekt. In vielen Ländern der Welt bestimmt die Armut und der Kampf ums Überleben den Alltag, weshalb kein Platz bleibt, um an das Thema Nachhaltigkeit oder Klimawandel zu berücksichtigen.
National gibt es durchaus Möglichkeiten Armut und Nachhaltigkeit punktuell zu vereinen.
Als katholischer Wohlfahrtsverband ist die Wertschätzung und Wahrung der Schöpfung in unserem Leitbild verankert. So nehmen wir den Gedanken mit in unsere tägliche Arbeit.
Da wo es Sinn ergibt, fließt auch der Nachhaltigkeitsgedanke, in unsere tägliche Beratungsarbeit mit ein. Wir stehen unseren KlientInnen anwaltschaftlich zur Seite und stellen Sie und Ihre Bedürfnisse ins Zentrum unserer Arbeit.
Es gibt Bereiche in denen Nachhaltigkeit teurer ist, wie z.B. in der Automobil- und Lebensmittelindustrie sowie Energiewirtschaft. Viele der dort angebotenen nachhaltigen Erzeugnisse sind für Menschen, die jeden Monat erneut Ihr Geld eng zusammenhalten müssen, nicht leist- und realisierbar.
Andererseits gibt es auch einige hilfreiche nachhaltige Lebensweisen, bei denen sogar finanziell gespart werden kann. Der Bereich des Second-Hand Marktes, der sowohl lokal als auch online stark verbreitet ist, kann bei geschickter Anwendung den monatlichen Haushalt deutlich entlasten. Gerade hier ist der Schöpfungsgedanke leitend. Es muss nicht immer die neue Jeans oder das neue Spielzeug sein. Meist gibt es dieses gebraucht im guten Zustand zu deutlich günstigeren Konditionen. Auch die Pflege und Wartung von und der bewusste Umgang mit eigenen Besitzgütern, kann den Geldbeutel entlasten. Möbel, Kleidungsstücke, o.ä. können durch gute Behandlung und Pflege deutlich länger genutzt werden und müssen nicht zwingend sofort durch Fabrikneue ersetzt werden.
Wichtig ist, dass alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Nachhaltigkeit beitragen können. Es ist nicht das unumstößliche Ziel, eine hundertprozentige Nachhaltigkeit zu erreichen. Sondern es ist wichtig, dass jede sich darauf besinnt, welcher Teil im Rahmen der individuellen Möglichkeiten beigetragen werden kann.
Regional schaue ich leider sehr besorgt in die Zukunft. Die Folgen der Pandemie und des Krieges treffen Wilhelmshaven bereits und werden uns noch hart treffen. Inflation, steigende Energie- sowie Lebenserhaltungskosten und die hohe Überschuldung in Wilhelmshaven (Laut Schuldneratlas Deutschland der Creditreform belegt Wilhelmshaven mit einer Überschuldungsquote von 15,57 % im Jahr 2021 Platz 8 der 401 deutschen Kreise und kreisfreien Städte mit der höchsten Überschuldung) stellen die BürgerInnen Wilhelmshavens vor große Herausforderungen. Hier ist es wichtig hilfestellend zur Seite zu stehen. Die Beratungsnetze der allgemeinen Sozial-, Schuldner- und Migrationsberatung sind bereits völlig überlastet. Der Bedarf wird zukünftig noch steigen, sodass der Ausbau der Beratungskapazitäten für Hilfe zur Selbsthilfe ebenfalls ein elementares Thema sein wird."
Alexander Witton