„Sucht zieht sich durch die Gesellschaft“
Wilhelmshaven - "Das Thema kann man gar nicht häufig genug ansprechen", ist Rabea Kruse von der Aidshilfe Friesland- Wilhelmshaven-Wittmund überzeugt. Denn noch immer wüssten viel zu viele Menschen nicht, welche fatalen Folgen der Konsum von Alkohol und anderen Drogen in der Schwangerschaft für das Kind haben kann - von Entwicklungsstörungen, geschädigten Organen und Konzentrationsschwierigkeiten bis Fehlbildungen. Aus diesem Grund haben sich verschiedene Kooperationspartner zusammengeschlossen, um über das Thema aufzuklären. Doch eine reine Infoveranstaltung soll es nicht werden.

@Dirk Gabriel-Jürgens
Sucht lässt sich nicht einfach stoppen
Herzstück der Veranstaltung ist der Film "Vena", der am Mittwoch, 29. Oktober, ab 17 Uhr im UCI Kino gezeigt wird, erzählt Ines Köhler von der Fachstelle Sucht der Diakonie, ebenfalls Kooperationspartner. Der Film handelt von Jenny, einer jungen Frau, die unverhofft schwanger wird. Doch Jenny hat eine Menge Probleme - eines davon ist ihre Crystal Meth-Abhängigkeit. "Die größte Frage bei ihr ist natürlich: Wie mache ich nun weiter?", ergänzt Ines Köhler. "Wenn man eine Abhängigkeit hat, ist es nicht leicht zu sagen, ich höre einfach auf. Und genau das ist das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen." Der Film behandelt viele große Themen, so die Suchtberaterin. "Wir fokussieren uns auf das Unterstützungssystem und das Thema Drogen in der Schwangerschaft." So wird es vor dem Film (ab 16.30 Uhr) und nach dem Film die Möglichkeit geben, sich unter anderem über die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren oder Gesprächsbedarf zu decken. Mit an Bord sind neben Aidshilfe und Diakonie auch der Fachbereich ""Schwangerschaftsberatung" der Caritas, "pro Familia"", die Ev. Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen sowie der Bereich "Frühe Hilfen" und das ProAktiv-Center der Stadt.
Nicht jede Droge sofort absetzbar
Die Institutionen werden außerdem Selbsttests anbieten. Spezielle Rauschbrillen vermitteln dem Träger das Gefühl, unter Drogen zu stehen oder mit etwa 1,3 Promille alkoholisiert zu sein. Das fühle sich natürlich bei jedem anders stark an, aber so könne man ein Gefühl dafür bekommen, wie sich ein berauschter Alltag anfühlt, beispielsweise das Wickeln eines Kindes unter Drogeneinfluss.
Eine spezielle Zielgruppe habe das Team nicht vor Augen. "Sucht zieht sich durch die komplette Gesellschaft. Das ist eine chronische Erkrankung und kann jeden treffen", sagt Köhler. "Man kann lernen, damit umzugehen, aber süchtig bleibt man ein Leben lang." Rabea Kruse kennt das von ihrer Arbeit bei der Aidshilfe genau. Eine drogenfreie Schwangerschaft sei natürlich der Idealfall, aber möglich sei das nicht immer. "Man kann auch nicht jede Droge sofort absetzen. Das kann auch für das ungeborene Kind sehr gefährlich werden." In der Aidshilfe werde eine akzeptierende Drogenarbeit mit Schadensminderung gelebt. Da bedeute in diesem Fall, Suchterkrankte konsumieren weiter, werden aber so gut wie möglich begleitet. Diese Begleitung wird auch im Film thematisiert und zeigt, wie wichtig es ist, jemanden um sich zu haben, der unterstützt und nicht urteilt. Tickets gibt es nur an der Abendkasse zum Preis von sechs Euro.
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Alina Zacher vom 22.Oktober 2025